Land: Dänemark
„Es bullert jetzt so schön“ - Mit Pudelmütze und Parka gegen den Wind - „Glögg“-liche Zeiten für Zünftige
Skagen, 15. Dezember 2010 (vdk) Peder Ravn ist Maler in Skagen. Er lebt und arbeitet, wo Dänemark wirklich Spitze ist, wo sich Ostsee und Nordsee auch im Winter küssen und in aller Öffentlichkeit miteinander schmusen. Der Künstler gehört zu den verschmitzten, fröhlichen Typen, wie man sie oft im kleinen Königreich antrifft. Wer ihn in seinem Atelier am Skagener Vestkajen besucht und sich seine sehr bunten Bilder erklären lässt, wird danach so glücklich und zufrieden wie der Meister und die meisten seiner Landsleute durch die Stadt am dänischen Nordkap bummeln, da mag der Wind noch so heftig aus Ost-Nordost blasen.
Es ist in diesen Wochen, wo dort oben die Imbiss- und Softeisbuden an der Fressmeile mit Brettern vernagelt sind, die raue, die herrliche Zeit der Zünftigen angebrochen. Es stürmt häufig, es regnet nicht selten, die Kunsthandwerker haben sich in ihre Werkstätten verkrochen, nur wenige Geschäfte sind geöffnet. Aber wenn dann wieder so ein frostklarer Tag kommt, mit einem Licht, wie es nur der Norden zaubert, wenn die fahle Wintersonne sich zwei oder drei Stunden lang im Wasser spiegelt, wenn in Gaststuben und Ferienhäusern die Kamine und Öfen vor sich hin bullern, und wenn der Glögg, die dänische Glühwein-Variante, nicht nur zur Weihnachtszeit ausgeschenkt wird, dann wissen die Kenner, warum sie gekommen sind, jetzt, wo der Hund eben nicht verfroren ist, sondern bei langen Strandwanderungen vor Vergnügen jault, wo Jesper, der alte Fischer augenzwinkernd im Krug erzählt, wie er mit einem elektrisch geladenen Zitteral - wirklich und wahrhaftig - Katzen erschreckt und vom warmen Herd zurück auf die Mäusejagd getrieben hat...
Skagener Schule und Brøndums Hotel
Solche Döntjes, aber erst recht die große Kunst und die atemberaubende Natur zeichnen Skagen und das dänische Nordkap aus in dieser Saison, die keine ist. Im Februar, wenn das Skagen-Museum nach kurzem Winterschlaf wieder seine Schätze zeigt, mag man sich mit wohligem Schaudern die Motive der Skagener Schule anschauen, jener Künstlerkolonie, die Ende des 19. Jahrhunderts an dieser Nordspitze des kleinen Königreichs entstanden ist. Ihre „Modelle“ waren vor allem die Fischer, deren Arbeit auf See und am Strand, ihre Hütten und Stuben, ihre Frauen und Kinder.
Männer wie Lars Kruse, der zur Rettung zahlreicher Seeleute vor dem Ertrinken beigetragen hat, inspirierten Maler und Dichter. Der Poet Holger Drachmann, dessen Grab draußen in den Dünen, direkt vor der Vereinigung von Nord- und Ostsee, auch in diesen Tagen von den Liebhabern der Skagener Künstler besucht wird, schrieb eine Novelle über diesen mutigen Fischer, und Michael Ancher, einer der berühmtesten Maler der Skagenschule, bewahrte sein Andenken in mehreren, sehr unterschiedlichen Porträts von ihm.
Nach wie vor und besonders in diesen stillen Wochen erschließen herzhafte Begegnungen Land und Leute. Nehmen wir nur Chresten Lungvold, den Majordomus des altehrwürdigen Hotels „Brøndums“. Er kennt wie kaum ein anderer die Geschichte der Künstlerkolonie, die Verbindungen zwischen den berühmten Malern von damals und dem Brøndum-Clan, den Wirtsleuten jener Tage. Hier haben Michael Ancher und seine Frau Anna, als Wirtstochter in Skagen geboren und als hoch geehrtes Mitglied der nach diesem Ort benannten „Schule“ gestorben, aber auch Peder Severin Krøyer, dessen legendäres Motiv vom “Strandspaziergang“ zum Symbol für eine ganze Epoche geworden ist, hier, in dieser so noblen wie rustikalen Schenke haben sie gegessen und getrunken - und oft genug die Zeche mit ihren Bildern bezahlt.
Skagerrak und Kattegat
Chresten Lungvold erzählt nur zu gern diese und tausend andere Geschichten. Sehr überzeugend ist auch sein Argument, warum in den Hotelzimmern die Fernsehgeräte überflüssig sind: Die Leute, so sagt das liebenswerte Raubein, sollen gefälligst aus dem Fenster schauen, das sei doch dramatisch genug. Und wenn es gar zu arg stürmt und nebelt, sollen sie ein Buch lesen, oder noch besser: die Weinkarte in seinem Restaurant. Dazu serviert er feine dänische Küche, gern auch einen Glögg und immer neue Anekdoten aus der alten Zeit.
Eine schmale Landzunge außerhalb von Skagen, „Grenen“ genannt, der Ast, treibt im Sommer die Touristen in Scharen auf die Spitze, um zu sehen, wo und wie Skagerrak und Kattegat, Nordsee und Ostsee, zusammentreffen. Der Punkt ist zwar kaum spektakulärer als die Dünen von Løkken und Lønstrup, den beliebten Badeorten an der Westküste, etwas weiter südlich, oder die Sandverwehungen auf der östlichen Küstenseite, die zum Beispiel die Kirche St. Laurentius bei Skagen fast zugedeckt haben. Aber wie überall auf der Welt markiert halt auch hier das Kap einen Mythos, so etwas wie das Ende der Welt - und sei es auch „nur“ das von Mitteleuropa und von Dänemark.
Wolkengebirge und Wanderdünen
Also rollt man in der eigentlichen Saison mit dem „Sandwurm“, der fröhlichen Familienbahn, nach Grenen und stellt sich mit einem Bein in die Ostsee, mit dem anderen in die Nordsee. Jetzt hingegen wird man sich am Strand gegen den Wind stemmen, nach stürmischen Nächten dort morgens nach Bernstein, Donnerkeilen und Hühnergöttern suchen, jene magischen Lochsteine, die gegen bösen Zauber helfen. Wenn de Suche erfolglos bleibt, schaut man halt versonnen den kreischenden Möwen nach und staunt, wie schnell die Wolkengebirge ihre Form ändern. Zum Beispiel von Rubjerg Knude aus, einer fast hundert Meter hohen Wanderdüne südlich von Lønstrup. Ein Leuchtturm ragt aus ihr heraus, der noch bis 1968 verlässlicher Wegweiser der Seeleute war. Oder an der Mårup Kirche, an der der Wind weiterhin so heftig nagt, dass sich die Stammgäste jedes Jahr fragen, was wohl diesmal übrig geblieben ist von der Ruine.
Reichlich Wind also, Sand in rauen Mengen, und Wellen, die manchmal den letzten Fischern der Region zu schaffen machen, aber demnächst wieder den Surfern zu Adrenalinschüben verhelfen. Die Elemente sind hier oben hautnah im wörtlichen Sinne zu spüren. Aber gerade das und das besondere Licht des Nordens zieht derzeit die Kenner unter den Kurzurlaubern an.
Und natürlich, damals wie heute, Künstler und Lebenskünstler: Chresten Lungvold in Bröndums bester Stube, Peder Ravn in seinem Atelier in Skagen, Kai Andersen, der seit zwanzig Jahren seine Motive rund um Lønstrup findet, oder John Kristensen, den die Fans des klaren Nordens auch in diesen Tagen mit seinen Malutensilien durch die Dünen bei Løkken streifen sehen.
Information:
Skagen Turistbureau: Vestre Strandvej 10, DK-9990 Skagen, Tel. +45 9844 1377, www.skagen-tourist.dk.
Brøndums Hotel: Anchersvej 3, DK-9990 Skagen, Tel. +45 9844 1555, www.broendums-hotel.dk.
Skagens Museum: Brøndumsvej 4, DK-9990 Skagen, Tel. +45 9844 6444, www.skagensmuseum.dk.
Peder Munk Ravn, Colorist / Kommunikationsmenneske: Vestkajen 6, DK-9990 Skagen, Tel. +45 8627 7883, www.pravn.dk.
VisitDenmark: Bei Dänemarks offizieller Tourismuszentrale sind regionale Informationsbroschüren und Straßenkarten erhältlich: VisitDenmark, Postfach 70 17 40, D-22017 Hamburg, Tel. 018 05 / 32 64 63 (14 Ct./Min. Festnetz, Mobilfunkhöchstpreis 42 Ct./Min.), www.visitdenmark.com (mit Onlinebuchung von über 26.000 Ferienhäusern sowie fast 300 Hotels).
Skagen, 15. Dezember 2010 (vdk) Peder Ravn ist Maler in Skagen. Er lebt und arbeitet, wo Dänemark wirklich Spitze ist, wo sich Ostsee und Nordsee auch im Winter küssen und in aller Öffentlichkeit miteinander schmusen. Der Künstler gehört zu den verschmitzten, fröhlichen Typen, wie man sie oft im kleinen Königreich antrifft. Wer ihn in seinem Atelier am Skagener Vestkajen besucht und sich seine sehr bunten Bilder erklären lässt, wird danach so glücklich und zufrieden wie der Meister und die meisten seiner Landsleute durch die Stadt am dänischen Nordkap bummeln, da mag der Wind noch so heftig aus Ost-Nordost blasen.
Es ist in diesen Wochen, wo dort oben die Imbiss- und Softeisbuden an der Fressmeile mit Brettern vernagelt sind, die raue, die herrliche Zeit der Zünftigen angebrochen. Es stürmt häufig, es regnet nicht selten, die Kunsthandwerker haben sich in ihre Werkstätten verkrochen, nur wenige Geschäfte sind geöffnet. Aber wenn dann wieder so ein frostklarer Tag kommt, mit einem Licht, wie es nur der Norden zaubert, wenn die fahle Wintersonne sich zwei oder drei Stunden lang im Wasser spiegelt, wenn in Gaststuben und Ferienhäusern die Kamine und Öfen vor sich hin bullern, und wenn der Glögg, die dänische Glühwein-Variante, nicht nur zur Weihnachtszeit ausgeschenkt wird, dann wissen die Kenner, warum sie gekommen sind, jetzt, wo der Hund eben nicht verfroren ist, sondern bei langen Strandwanderungen vor Vergnügen jault, wo Jesper, der alte Fischer augenzwinkernd im Krug erzählt, wie er mit einem elektrisch geladenen Zitteral - wirklich und wahrhaftig - Katzen erschreckt und vom warmen Herd zurück auf die Mäusejagd getrieben hat...
Skagener Schule und Brøndums Hotel
Solche Döntjes, aber erst recht die große Kunst und die atemberaubende Natur zeichnen Skagen und das dänische Nordkap aus in dieser Saison, die keine ist. Im Februar, wenn das Skagen-Museum nach kurzem Winterschlaf wieder seine Schätze zeigt, mag man sich mit wohligem Schaudern die Motive der Skagener Schule anschauen, jener Künstlerkolonie, die Ende des 19. Jahrhunderts an dieser Nordspitze des kleinen Königreichs entstanden ist. Ihre „Modelle“ waren vor allem die Fischer, deren Arbeit auf See und am Strand, ihre Hütten und Stuben, ihre Frauen und Kinder.
Männer wie Lars Kruse, der zur Rettung zahlreicher Seeleute vor dem Ertrinken beigetragen hat, inspirierten Maler und Dichter. Der Poet Holger Drachmann, dessen Grab draußen in den Dünen, direkt vor der Vereinigung von Nord- und Ostsee, auch in diesen Tagen von den Liebhabern der Skagener Künstler besucht wird, schrieb eine Novelle über diesen mutigen Fischer, und Michael Ancher, einer der berühmtesten Maler der Skagenschule, bewahrte sein Andenken in mehreren, sehr unterschiedlichen Porträts von ihm.
Nach wie vor und besonders in diesen stillen Wochen erschließen herzhafte Begegnungen Land und Leute. Nehmen wir nur Chresten Lungvold, den Majordomus des altehrwürdigen Hotels „Brøndums“. Er kennt wie kaum ein anderer die Geschichte der Künstlerkolonie, die Verbindungen zwischen den berühmten Malern von damals und dem Brøndum-Clan, den Wirtsleuten jener Tage. Hier haben Michael Ancher und seine Frau Anna, als Wirtstochter in Skagen geboren und als hoch geehrtes Mitglied der nach diesem Ort benannten „Schule“ gestorben, aber auch Peder Severin Krøyer, dessen legendäres Motiv vom “Strandspaziergang“ zum Symbol für eine ganze Epoche geworden ist, hier, in dieser so noblen wie rustikalen Schenke haben sie gegessen und getrunken - und oft genug die Zeche mit ihren Bildern bezahlt.
Skagerrak und Kattegat
Chresten Lungvold erzählt nur zu gern diese und tausend andere Geschichten. Sehr überzeugend ist auch sein Argument, warum in den Hotelzimmern die Fernsehgeräte überflüssig sind: Die Leute, so sagt das liebenswerte Raubein, sollen gefälligst aus dem Fenster schauen, das sei doch dramatisch genug. Und wenn es gar zu arg stürmt und nebelt, sollen sie ein Buch lesen, oder noch besser: die Weinkarte in seinem Restaurant. Dazu serviert er feine dänische Küche, gern auch einen Glögg und immer neue Anekdoten aus der alten Zeit.
Eine schmale Landzunge außerhalb von Skagen, „Grenen“ genannt, der Ast, treibt im Sommer die Touristen in Scharen auf die Spitze, um zu sehen, wo und wie Skagerrak und Kattegat, Nordsee und Ostsee, zusammentreffen. Der Punkt ist zwar kaum spektakulärer als die Dünen von Løkken und Lønstrup, den beliebten Badeorten an der Westküste, etwas weiter südlich, oder die Sandverwehungen auf der östlichen Küstenseite, die zum Beispiel die Kirche St. Laurentius bei Skagen fast zugedeckt haben. Aber wie überall auf der Welt markiert halt auch hier das Kap einen Mythos, so etwas wie das Ende der Welt - und sei es auch „nur“ das von Mitteleuropa und von Dänemark.
Wolkengebirge und Wanderdünen
Also rollt man in der eigentlichen Saison mit dem „Sandwurm“, der fröhlichen Familienbahn, nach Grenen und stellt sich mit einem Bein in die Ostsee, mit dem anderen in die Nordsee. Jetzt hingegen wird man sich am Strand gegen den Wind stemmen, nach stürmischen Nächten dort morgens nach Bernstein, Donnerkeilen und Hühnergöttern suchen, jene magischen Lochsteine, die gegen bösen Zauber helfen. Wenn de Suche erfolglos bleibt, schaut man halt versonnen den kreischenden Möwen nach und staunt, wie schnell die Wolkengebirge ihre Form ändern. Zum Beispiel von Rubjerg Knude aus, einer fast hundert Meter hohen Wanderdüne südlich von Lønstrup. Ein Leuchtturm ragt aus ihr heraus, der noch bis 1968 verlässlicher Wegweiser der Seeleute war. Oder an der Mårup Kirche, an der der Wind weiterhin so heftig nagt, dass sich die Stammgäste jedes Jahr fragen, was wohl diesmal übrig geblieben ist von der Ruine.
Reichlich Wind also, Sand in rauen Mengen, und Wellen, die manchmal den letzten Fischern der Region zu schaffen machen, aber demnächst wieder den Surfern zu Adrenalinschüben verhelfen. Die Elemente sind hier oben hautnah im wörtlichen Sinne zu spüren. Aber gerade das und das besondere Licht des Nordens zieht derzeit die Kenner unter den Kurzurlaubern an.
Und natürlich, damals wie heute, Künstler und Lebenskünstler: Chresten Lungvold in Bröndums bester Stube, Peder Ravn in seinem Atelier in Skagen, Kai Andersen, der seit zwanzig Jahren seine Motive rund um Lønstrup findet, oder John Kristensen, den die Fans des klaren Nordens auch in diesen Tagen mit seinen Malutensilien durch die Dünen bei Løkken streifen sehen.
Information:
Skagen Turistbureau: Vestre Strandvej 10, DK-9990 Skagen, Tel. +45 9844 1377, www.skagen-tourist.dk.
Brøndums Hotel: Anchersvej 3, DK-9990 Skagen, Tel. +45 9844 1555, www.broendums-hotel.dk.
Skagens Museum: Brøndumsvej 4, DK-9990 Skagen, Tel. +45 9844 6444, www.skagensmuseum.dk.
Peder Munk Ravn, Colorist / Kommunikationsmenneske: Vestkajen 6, DK-9990 Skagen, Tel. +45 8627 7883, www.pravn.dk.
VisitDenmark: Bei Dänemarks offizieller Tourismuszentrale sind regionale Informationsbroschüren und Straßenkarten erhältlich: VisitDenmark, Postfach 70 17 40, D-22017 Hamburg, Tel. 018 05 / 32 64 63 (14 Ct./Min. Festnetz, Mobilfunkhöchstpreis 42 Ct./Min.), www.visitdenmark.com (mit Onlinebuchung von über 26.000 Ferienhäusern sowie fast 300 Hotels).
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